30 Jahre Fall des Eisernen Vorhangs
Geschichtsunterricht außerhalb der Schule:
Die Schüler/innen der F 11G verbrachten ihren Nachmittagsunterricht im “Verschwundenen Dorf Grafenried“ und konnten die Geschichte der Vertreibung der Sudetendeutschen am historischen Ort nachvollziehen.
“Tief drin im Böhmerwald, da liegt mein Heimatland …!”
Statt Quellenanalyse im Geschichtsbuch galt es für die FOSler anhand der Ausgrabungen des ehemals deutschen Dorfes Grafenried, das knapp einen Kilometer hinter der Grenze im heutigen Tschechien liegt, sich ein Bild davon zu machen, welches Leid die Dorfbewohner am Ende des Zweiten Weltkriegs erfahren hatten, als sie 1945 ihre Heimat für immer verlassen mussten. Mit nur wenigen Habseligkeiten beladen wurden sie über die Grenze nach Deutschland abgeschoben.
Herr Groß, ein ehemaliger Grenzpolizist an der hermetisch abgeriegelten Grenze zur damaligen Tschechoslowakei, versuchte den Schülern das Ausmaß der Vertreibungen vor Augen zu führen. Zweiundzwanzig Dörfer entlang dieses Eisernen Vorhangs wurden damals von den Soldaten geräumt und in den 50er und 60er Jahren gesprengt, damit man den Grenzstreifen zu Deutschland, der bereits mit Stacheldraht und Grenztürmen bestückt war, besser einsehen konnte. So sollte der Eiserne Vorhang unüberwindbar gemacht werden. Für viele ehemalige Bewohner bedeutete dies das Ende aller Hoffnungen, jemals wieder in ihre angestammte Heimat zurückkehren zu können. Beispielhaft für die anderen Dörfer graben seit zehn Jahren Deutsche und Tschechen in enger Zusammenarbeit die Überreste der Häuser in Grafenried wieder aus und versuchen so die Geschichte der Deutschen im Böhmerwald für die Nachwelt zu erhalten.
Den Fall des Eisernen Vorhangs und die Öffnung der tschechischen Grenze 1990 empfand der ehemalige Grenzpolizist damals als ein Wunder, an das man schon lange nicht mehr geglaubt hatte. Heute ist es für uns eine Selbstverständlichkeit, einmal schnell zum Tanken oder Einkaufen über die Grenze nach Tschechien zu fahren. Und kaum jemand denkt noch an die Zeit des Kalten Krieges, in der beide Länder zu unterschiedlichen weltpolitischen Blöcken gehörten.
Vielleicht ist in Grafenried aber doch dem ein oder anderen Schüler bewusst geworden, welch große Bedeutung der Fall des Eisernen Vorhangs gerade auch für die Menschen in unserem Landkreis hat.